14.03.2019, Manchmal ahnt man schon beim ersten Blickkontakt mit dem Gegenüber, dass einem da was blühen kann.
Katja Walder über eine Zugbegegnung, die aus den Schienen lief.
Im Zug von Olten nach Zürich. Mitten am Nachmittag. Angenehm leer und ruhig ist es.
Eine Frau um die 40 (nennen wir sie der Einfachheit halber Andrea) wählt in einem leeren Viererabteil den Fensterplatz in Fahrtrichtung und vertieft sich in ihr Handy.
Mitten auf der Strecke kommt eine Frau im Pensionsalter durch den Gang und setzt sich umständlich zu Andrea ins Abteil. Sie hat viel Gepäck dabei, prustet sich die langen Haare aus dem Gesicht.
Andrea schaut rasch auf und mustert die Frau Typ Bioladen - in Andreas Blick ein Funke von «das kann ja was werden».
Nach einem kurzen Moment lehnt sich die Alte mit grossen Augen zur Jungen rüber und lässt laut den Klapptisch auf Andreas Seite aufknallen. Andrea klappt das Tischchen ruhig wieder zurück.
Dasselbe geschieht noch einmal. Man hat fast das Gefühl, in der Mimik der Pensionärin schwinge etwas provozierend Légères mit; ein Hauch von «Schau, da hast du jetzt den Salat».
«Möchted Sie gern rede?», fragt Andrea nach dieser Tischchenattacke nun ruhig. Die andere, mit einer Engelsstimme: «Ich möcht Ihne am liebschte eis ad Ohre gäh!» - «Dänn gangi doch gschiider in es anders Abteil», antwortet Andrea überraschend gelassen, «dänn müend sie nöd immer dadrüber naastudiere.»
Sagt es, packt ihre sieben Sachen und zieht ein Abteil weiter, als ob sie sich vor dieser tickenden Zeitbombe in Sicherheit bringen wolle.
Die Grauhaarige bleibt bis Zürich alleine in Andreas altem Abteil sitzen. Das Tischchen bleibt zu.
Medienkontakt:
Katja Walder
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Im Jahr 1902 begann die bewegte Geschichte der Schweizerischen Bundesbahnen SBB. Die Züge der Schweizerischen Centralbahn (SCB) verkehrten zwar schon seit 1. Januar 1901 auf Rechnung des Bundes, die gesetzlichen Voraussetzungen zur Gründung der SBB mussten aber erst noch geschaffen werden.
In der denkwürdigen Abstimmung vom 20. Februar 1898 hatten die Stimmberechtigten mit 386 634 Ja gegen 182 718 Nein dem «Bundesgesetz betreffend Erwerbung und Betrieb von Eisenbahnen für Rechnung des Bundes und die Organisation der Verwaltung der Schweizerischen Bundesbahnen» zugestimmt. Der Abstimmungskampf war äussert heftig: Die Befürworter argumentierten unter dem Motto «Die Schweizer Bahnen dem Schweizer Volk» für die Vorteile einer Vereinheitlichung des Bahnwesens unter der Kontrolle des Bundesstaates. Die Gegner der Vorlage warnten vor einem zusätzlichen Beamtenheer, das die Macht des Bundes vergrössern und gleichzeitig seine Finanzen zerrütten würde.
Bereits im Oktober 1900 konstituierte sich der Verwaltungsrat der SBB; er umfasste damals nicht weniger als 25 durch den Bundesrat gewählte Mitglieder, dazu kamen weitere 25 durch die Kantone und Halbkantone gewählte Mitglieder sowie vier durch die Kreiseisenbahnräte gewählte Mitglieder.
Schon im November 1900 kam ein Vertrag über den freihändigen Ankauf der Schweizerischen Centralbahn (SCB) durch den Bund zustande, und am 14. Dezember 1900 gab die Bundesversammlung ihre Zustimmung zu diesem Ankauf. Nun war Eile geboten, denn schon aufs Neujahr 1901 sollte dieser Handel rechtskräftig werden. So kommt es, dass der erste am Neujahrsmorgen 1901 in Bern aus Zürich–Aarau–Olten eingetroffene Zug um 2.00 Uhr vor seiner Weiterfahrt nach Lausanne–Genf festlich begrüsst wurde.
Der Betrieb der SCB-Linien erfolgte aber zunächst noch mit SCB-Personal, aber auf Rechnung des Bundes. Mitte 1901 löste dann die Generaldirektion der SBB das Eidgenössische Eisenbahndepartement als Aufsichtsbehörde der SCB ab.
Da auf den 1. Januar 1902 auch die Schweizerische Nordostbahn (NOB) unter die «Fittiche» der SBB kam, gilt dieser 1. Januar 1902 als «offizielles» Geburtsdatum der Schweizerischen Bundesbahnen.
Schweizerische Bundesbahnen SBB (Firmenporträt) | |
Artikel 'Schweizerische Bundesbahnen SBB: Nahkampf am Klapptisch, im Zug mit Pendler-Kolu...' auf Swiss-Press.com |
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